Testplanung Biäsche, Glarus
Testplanung, 2023
Adresse: 8872 Weesen, Glarus
Bauherrschaft: Gemeinde Glarus Nord
Bauaufgabe: Vision für einen Entwicklungsschwerpunkt in Glarus
Wirtschaft: Brugger & Partner AG, Zürich
Landschaftsarchitektur: Idea Verde AG, Sursee
Mobilität: Trafiko, Luzern
Eine zukunftsorientierte Entwicklung des Biäsche Areals mit Qualität, die an den vorhandenen Potenzialen anknüpft, ist nur über die Festlegung als Entwicklungsschwerpunkt (ESP) möglich. Dieser verleiht der weiteren Entwicklung den notwendigen äusseren Rahmen. Dabei ist mit den Flächen haushälterisch umzugehen; sie sind selektiv für nachhaltige und zukunftsgerichtete Nutzungen einzusetzen.
Ein haushälterischer Umgang mit Flächen bedeutet: Die sich bietenden Potenziale sind zu nutzen und die Biäsche zukunftsgerichtet als ESP in Wert zu setzen. Zukunftsgerichtet heisst in erster Linie, das Megathema Nachhaltigkeit aufzugreifen und für die Biäsche zu interpretieren. Denn es gibt eine zunehmende Nachfrage von Unternehmen nach Unternehmensstandorten, die nach Nachhaltigkeitsgrundsätzen konzipiert sind (Druck von Investoren, Mitarbeitenden und weiteren Anspruchsgruppen).
Für die Biäsche wird das Konzept «Circular Hub Biäsche» mit Modularen Bausteinen vorgeschlagen. Das Projekt will einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, Energiewende und Kreislaufwirtschaft leisten. Es soll ein autarker Kreislauf mit Food und Gewerbe als wahrnehmbarer Leuchtturm der Nachhaltigkeit entstehen.
Die Architektur hebt sich ab durch eine durchlässige Basisinfrastruktur über das ganze Areal hinweg. Sie besteht als Dach mit einer PV-Anlage über alle Gebäude, welches modulartig in Etappen erstellt wird. Die PV-Anlage bildet Kern des Energiekonzepts, welches mit einem Eisspeicher für die Kälte- und Wärmeproduktion arbeitet. Die Energiezentrale wird bereits in der ersten Etappe realisiert und bedarfsweise durch weitere Unterzentralen ergänzt. Die Basisinfrastruktur ist sichtbares Zeichen für eine modulare und flexible Nutzungskonzeption, welche Kreislaufwirtschaft ermöglichen soll. Nicht nur Sonne, Wind und Wasser werden als Ressourcen genutzt, sondern auch Materialien, die vor Ort als Produktionsabfall anfallen und rezykliert werden.
Das Bebauungskonzept sieht eine konsequente Ettappierung von Ost nach West vor. Ausgehend vom Eingangsbereich mit der Parkierungsanlage wird die Biäsche entsprechend der Nachfrage in vier Etappen realisiert. Gebäude und Basisinfrastruktur folgen einem einheitlichen Raster, welches «plug & play» für die verschiedenen Nutzungen ermöglicht. Eingebettet zwischen national bedeutenden Verkehrssträngen (Strasse, Schiene) schirmt sich das Areal gegen aussen ab. Umso mehr werden im Innenraum erstklassige Qualitäten geschaffen. Der dadurch geschaffene längliche Arealkern bildet die innere Erschliessung und ist mit begrünten Innenhöfen ausgestaltet.
Wichtig ist eine koordinierte, gut organisierte Arealentwicklung. Die Eigentümer stellen ihre Grundstücke zur Überbauung bereit, setzen eine Entwicklungs-AG ein und leisten für diese eine Startfinanzierung. Die Entwicklungs-AG ist für die Planung und Realisierung der gemeinsamen Infrastruktur und für die Vermarktung und Kommunikation zuständig. Ein Community-Verein sorgt für die Vernetzung nach innen und nach aussen und wirkt bei der Weiterentwicklung der Grundphilosophie mit.
Dieses Konzept stellt eine gute Einbindung in den räumlichen Gesamtkontext sicher. Als «Insel zwischen Bergen» (Basisstruktur, Autarkie, Abschottung nach aussen, Qualität nach innen) bietet die Biäsche lokal primär einen Schutz für Weesen. Das Areal soll und wird nicht ausgreifen und Weesen beeinträchtigen. Synergien mit den touristischen Anliegen von Weesen/Amden sind mit der Parkierungsanlage gegeben (v.a. an arbeitsfreien Tagen). Eine Einzellösung nur für den touristischen Verkehr wäre nicht tragbar. Die Biäsche wird gegenüber dem regionalen Wirtschaftsraum für positive Ausstrahlungseffekte sorgen (Wahrnehmung, innovatives und nachhaltiges Image), wobei es eine kommunikative Herausforderung ist, dass diese richtig verortet werden. Die Arealentwicklung sorgt für weitere Spillovers für die Gemeinden Glarus Nord und Weesen, für den Kanton Glarus und die Region: Beschäftigte, die im Umland wohnen, intraregionaler Multiplikator (Investitionen, Zulieferbeziehungen, …), Nachahmereffekte.
Die Biäsche eignet sich zusammenfassend sehr gut als ESP, sofern die Entwicklung mindestens in wesentlichen Teilen auf obige Konzept-Bausteine Bezug nimmt. Umgekehrt braucht es eine Festlegung als ESP als festen Rahmen, damit die weitere Entwicklung zielgerichtet abläuft und die Erschliessung passend und schrittweise verbessert werden kann.